Im Laufe einer Untersuchung geben unsere Ärzte alle Befunde in eine Software, den Medical Operation & Decision Manager (MODM) ein. Andere Werte zieht sich das System bereits selbstständig.
Liegen alle Informationen vor, beginnt der Wettbewerb um die beste Behandlung. Sind weitere Untersuchungen notwendig? Wie invasiv/riskant müssen diese sein? Welche Behandlungen kommen in Frage?
Der Arzt trifft diese Abwägung überwiegend in seinem Kopf. Mal mehr, mal weniger gut erklärt er diese seinem Patienten. Das MODM hingegen rechnet kühl, gleicht die Ergebnisse mit seinen Datenbanken ab und "schaut" dabei auch auf die Ergebnisse der vorgeschlagenen Behandlungen. Aus einem komplizierten Geflecht ergibt sich schließlich eine Reihenfolge von Empfehlungen, geordnet nach der besten Wahrscheinlichkeit, in dem speziellen Fall zu helfen. Der Arzt hat jetzt die Qual der Wahl: vom System empfohlen wird, alle Empfehlungen über 70 Punkte anzunehmen und in die Behandlung einzubeziehen. Und alle Optionen unter 70 Punkten nicht zum Einsatz zu bringen. Dabei steht es dem Arzt frei, von diesem Muster abzuweichen, allerdings muss er dazu eine Begründung eintragen.
Erste Auswertungen an 190 Patienten zeigen ein erstaunliches Ergebnis: (1) die Ärzte schätzen die Unterstützung durch den MODM positiv, (2) die Patienten schätzen die Unterstützung durch die Software als sehr positiv ein, (3) die Entscheidungen des Arztes wurden in immerhin 55% der Fälle wesentlich von dem MODM beeinflusst, (4) die Ärzte bewerteten diesen Einfluss beinahe ausnahmslos positiv.
Übrigens zeigen Erfahrungen aus anderen sicherheitskritischen Branchen, dass bei qualitativ guten Assistenzsystemen die Entscheidung des Computers in der Regel die bessere ist. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen, in denen vor allem die menschliche Intuition gefragt ist, sind Rechenmodelle dem Menschen noch unterlegen. Es bleibt spannend, inwieweit diese Erfahrungen auch bald die Medizin umwälzen.