In der HNO-Praxis fällt es irgendwann jedem auf: bei sehr vielen und sehr unterschiedlichen Erkrankungen wird Kortison eingesetzt. Mal als Spray (Mometason) bei Heuschnupfen, chronischer Nasennebenhöhlenentzündung und sogar gegen vergrößerte Rachenmandeln beim Kind, mal als Tablette (Prednisolon) bei Hörsturz/Schwindel/Tinnitus oder einer Kehlkopfschwellung, auch als Infusion (Urbason) beim Hörsturz, als Injektion (Prednisolon) beim Hörsturz oder Creme (Ecural) bei der trockenen Gehörgangsentzündung.
Dabei liegt es nicht daran, dass dem HNO-Arzt nichts anderes einfällt. Die verschiedenen Kortison-Präparate haben schlicht in dem ständigen Wettbewerb der Wirkstoffe und Therapien immer wieder die Nase vorn. Sie werden seit Jahren in kleineren und großen Studien (z.B. HODOKORT-Studie )auf Wirkung und Nebenwirkung untersucht und zeigen dabei ein sehr gutes Wirkungsprofil.
Vielmehr liegt es wohl daran, dass viele HNO-Erkrankungen eine Gemeinsamkeit haben: Entzündungen und Schwellungen führen zu Funktionseinschränkungen. Manchmal im Großen, wie bei der Rachenmandel oder den Stimmlippen; manchmal im elektronenmikroskopisch kleinen, wie den Folgen eines Hörsturzes auf die Haarzellen der Hörschnecke. Die Eigenschaften des Kortisons passen dazu hervorragend: Kortison ist entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und abschwellend. Je nach Darreichungsform und Struktur des Glykokortikoids wird der Wirkstoff nicht einmal systemisch aufgenommen und entfaltet damit seine Wirkung nur gezielt vor Ort.
Kortison hat aus diesen Gründen einen wichtigen Platz in der konservativen HNO und kann bei richtiger Indikationsstellung und Verordnung bedenkenlos eingenommen werden.