Die chirurgische Verkleinerung der Rachenmandel, auch Adenotomie oder Polypenoperation beim Kind, ist einer häufigsten Eingriffe im Kindesalter überhaupt. Der Grund für den Eingriff ist die vergrößerte Rachenmandel (=Adenoid = Polypen im Kindesalter), die im Bereich des Nasenrachens (=in der Tiefe der Nase der Übergang zum Rachen) die Nasenatmung und die Belüftung des Ohres erschwert. Folge sind Infektneigung, Mundatmung und Schnarchen, Schwerhörigkeit durch eine Belüftungsstörung des Mittelohres, Sprachentwicklungsverzögerungen. Das adenoide Gewebe ist weich und erinnert an lymphatisches Gewebe, zu dem es gehört. Die Abtragung erfolgt mit einem halbstumpfen Instrument in Vollnarkose über den Mund. Der Eingriff ist sicher und fast immer erfolgreich. Die Adenotomie muss in ca. 20% der Fälle wiederholt werden, bevor das Wachstum des Kindes und die Entwicklung des Immunsystems die Rachenmandel schrumpfen lässt.
Trotz dieser Fakten ist es für die Eltern immer wieder eine berechtigte Frage, ob wirklich eine Operation in Vollnarkose der einzige Weg ist. Von ärztlicher Seite sind insbesondere die Wirkungen von kortisonhaltigen Nasensprays Anlass, über Alternativen oder ergänzende Behandlungen nachzudenken. Zumal die modernen topischen Kortikoide bei richtiger Anwendung auch im Kleinkindesalter quasi nebenwirkungsfrei sind.
Kortisonhaltige Nasensprays wie Mometason führen zu einem Abschwellen der Schleimhaut in der Nase und schaffen damit zusätzlichen Platz für eine Nasenatmung, welche durch die Adenotomie nicht zu erreichen ist. Es schein jedoch auch eine direkte Wirkung auf das Rachenmandelgewebe zu geben. Inzwischen existieren neben den eigenen Erfahrungen in den Sprechstunden auch zahlreiche Studien -besonders viele der Studien stammen von unabhängigen Teams aus Asien; erste Arbeiten sind bereits in den 1990er Jahren erschienen; besonders viele Arbeiten stammen von Kinderärzten und nicht von HNO-Ärzten-, die einen postiven Effekt von Mometason-Nasenspray die "adenoide Symptomatik" nachweisen.
Als Konsequenz ist die Gabe eines kortisonhaltigen Nasensprays bei mittelgradiger Symptomatik einer vergrößerten Rachenmandel in den ACQUA-Med-Handbüchern inzwischen als konservativer Therapieversuch vor einer OP-Indikation vorgeschrieben. Bei starker Symptomatik ist die nicht-chirurgische Behandlung mit Mometason-Nasenspray als Therapieversuch über 3 Wochen in Abstimmung mit den Eltern zulässig.
Es könnte also sein, dass in Zukunft weniger (Klein-)kinder eine Vollnarkose und einen chirurgischen Eingriff über sich ergehen lassen müssen. Die Ergebnisse der kommenden 24 Monate werden über den Bestand der Handbuchanpassungen entscheiden.
Auswahl der Studien zum Thema medikamentöse Behandlung von Adenoiden als Alternative zur Adenotomie (AT):