Die Schleimhaut und die Schwellkörper der Nase sind bei fast jedem 2. Patienten in der HNO-Heilkunde erkrankt. Meist sind es übermäßige und unregulierte Schwellungen, die zu einer Verstopfung der Nase führen. In solchen Fällen ist meist eine Allergie, eine unspezifische Reaktion z.B. auf Hitze oder Staub, ein Infekt oder eine Störung des zentral gesteuerten Nasenzyklus Schuld. Mit abschwellenden Medikamenten, wie Xylometazolin oder entzündungshemmenden Medikamenten, wie Mometasonfuroat können diese Schwellungen erfolgreich behandelt werden. Kortison-Nasensprays dürfen auch über lange Zeit verabreicht werden und können sogar eine Operation unnötig machen, wenn die Schwellkörper sich wieder verkleinern.
Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch eine zweite Gruppe von Patienten, deren Schleimhaut nicht geschwollen, sondern wie ausgetrocknet erscheint. Etwas komplizierter wird es, weil gleichzeitig eine Schwellung der Nasenmuscheln vorliegen kann. Eine ausgetrocknete Schleimhaut ist degeneriert und kann kaum noch funktionieren: sie produziert zu wenig und zu zähes Sekret, die in der Schleimhaut enthaltenen Sensoren melden falsche Informationen und in Folge erkranken auch die Schleimhäute des Rachens und der Bronchien.
In solchen Fällen haben sich Nasentropfen mit dem Zusatz regenerationsfördernder Proteine, wie Epoetin bewährt. Anstelle einer Drosselung der Blutzufuhr (Xylometazolin) oder einer Unterbrechung der Entzündung und dem Austreiben von Gewebewasser (Kortikoid) setzen die Regenerationsfaktoren (Epoetin u.a.) auf der Ebenen der Stammzelle an und können diese aus einer Art funktioneller "Starre" wieder aufwecken. Gelingt das, so bilden sich aus den Stammzellen wieder neue Strukturen der Schleimhaut, die dem ursprünglichen, in der DNA verankerten Bild entspricht. Damit kann die Normalisierung des Sekretbildung, des Schwellungszustandes, der Reaktions- und Reizschwelle, der sensorischen Signale für das Atem- udn Riechzentrum und den Nasenwiderstand einhergehen. In einer relativ niedrigen Dosierung wird Epoetin einer isotonischen NaCl-Lösung mit Dexpanthenol zugesetzt und 3xtäglich in die Nase gesprüht. In der Auswertung von 80 Patienten verbesserte sich nach 4 Wochen der Mukosa-Score (MUCS) um 34%, der subjektive Symptomscore SNOT um 18%. Eine längere Anwendung verstärkt den Trend. Seit 2021 sind bereits mehr als 150 Anwendungen erfolgt. Eine Bedingung stellt das deutsche Arzneimittelgesetz: da der Arzt individuelle Arzneimittel herstellen, jedoch nicht abgeben darf, muss der Patient zur Behandlung täglich in die Praxis kommen. Das ist jedoch für die meisten Patienten ein hinnehmbarer Aufwand, solange die Schleimhaut eine Chance auf Regeneration hat.
Ihr HNO-Arzt wird Sie auf die Struktur der Nasenschleimhaut ansprechen. Anderenfalls fragen Sie ihn einfach, ob sich an Stelle von abschwellenden Nasentropfen, Kortison-Nasenspray oder eine Operation an den Nasenmuscheln/Nasenseptum/Nasennebenhöhlen noch eine weitere weitere Behandlungsoption findet.
Die individuell durch den Arzt hergestellten Nasensprays werden, wie fast alle Nasensprays, nicht von den Krankenversicherungen erstattet. Allerdings sind die Kosten mit ca. 40 EUR überschaubar. Der Arzt berechnet dabei nur die eingesetzen Materialien. Es bleibt abzuwarten, ob in Zukunft eine regenerationsfördernde Mischung als Nasenspray von einem Pharmaunternehmen als Arzneimittel in den Markt gebracht wird.