Ärzte genießen ein großes Vertrauen. Tatsächlich lernen sie vom ersten Tag der Ausbildung, einzig und allein dem Patientenwohl verpflichtet zu sein. Hinzu kommt, dass im besten Fall ein Mensch mit einer ganz besonderen Persönlichkeit den Arztberuf ergreift und eine altruistische Einstellung mitbringt. Diese „Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise“ wäre jedoch so einzigartig wie selten. Denn, auch Ärzte sind nur Menschen.
Dabei sollen hier erst gar nicht die unzähligen Fehlanreize und die ganz seltenen Fälle von krimineller Energie diskutiert werden. Bei der Frage der Unabhängigkeit des Arztes steht zuallererst die Frage, inwieweit er unabhängig von bestimmten Lehrmeinungen ist. Denn Medizin scheint nur homogen, nur von außen glaubt der Patient, dass ein- und dieselbe Erkrankung in einer gewissen Region auch nach ein- und demselben Schema behandelt wird.
Weit gefehlt. Ärzte werden meist in einer fachlichen "Blase" ausgebildet. Auch die besten Lehrer und Dozenten unterliegen diesem "Wissenskorridor", der ungern verlassen wird. So kommt es, dass ein Arzt die Entfernung der Gaumenmandeln bei einem jungen Erwachsenen für unbedingt notwendig erachtet, um z.B. einer Herzmuskelentzündung vorzubeugen. Der Fachkollege mit derselben Qualifikation hält dies für einen Kunstfehler. Und beide Ärzte mögen auf ihre Weise Recht haben. Für den Patienten sind diese, teils fundamentalen Unterschiede nicht ohne weiteres zu durchschauen. Dazu kommt, dass es dem Patienten selbstverständlich unangenehm ist, die Meinung seines Arztes zu hinterfragen. Denn schließlich gilt auch, dass "viele Köche den Brei verderben".
Aus diesem Grund sollten Sie bei jeder anspruchsvolleren Behandlung, aber auf jeden Fall vor Operationen auf eine zweite Meinung bestehen. Gute Ärzte bieten Ihnen einen solchen Schritt schon immer an und haben meist ein gutes Netzwerk von kritischen Kollegen. Heutzutage kann auch der Computer diese zweite Meinung sein. Falls Ihr Arzt mit einem Softwareassistenten, wie dem MODM® arbeitet, können Sie an Hand der Empfehlungen des Systems leicht erkennen, ob Ihr Arzt sich innerhalb der gültigen Handbücher bewegt. Oder ob er Ihnen, vielleicht aus gutem Grund, eine abweichende Strategie vorschlägt. Diese dürfen Sie getrost hinterfragen. Ein guter Arzt wird Ihnen eine solche Nachfrage nie übel nehmen.
Denn, wenn Ärzte ganz ehrlich sprechen, beunruhigt auch uns die Beliebigkeit bei vielen medizinischen Entscheidungen. Es kann etwas im System nicht stimmen, wenn ein- und dieselbe Erkrankung einmal operativ und einmal konservativ behandelt werden soll. An einem Ort ambulant, am anderen Ort stationär erfolgen soll. Bei einem Arzt ein CT, bei einem anderen Arzt ein MRT erforderlich sein soll. Eine "eingebaute" zweite Meinung reduziert diese Streuung und schafft Vertrauen zwischen Patient und Arzt. Jedenfalls immer dann, wenn wirklich nur das Wohl des Patienten im Mittelpunkt steht.
"Kann ein Mensch unbefangen sein?"
Es ist schwierig für einen Menschen, vollständig unbefangen zu sein, da unsere Erfahrungen, Überzeugungen und Vorurteile oft unsere Wahrnehmung und Beurteilung von Situationen beeinflussen können. Selbst wenn wir versuchen, uns bewusst von unseren Vorurteilen und Überzeugungen zu lösen, kann es schwierig sein, völlig frei von ihnen zu sein.
Jedoch ist es möglich, sich der eigenen Vorurteile und Überzeugungen bewusst zu sein und sich bemühen, diese bei Entscheidungen und Beurteilungen zu berücksichtigen. Zudem kann man auch versuchen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und die Sichtweise anderer Personen zu verstehen, um eine möglichst unvoreingenommene Beurteilung von Situationen zu ermöglichen.
Letztendlich hängt es von der Fähigkeit und dem Willen jedes Einzelnen ab, sich unbefangen zu verhalten. Es ist ein Ideal, das wir anstreben können, aber es kann schwer zu erreichen sein.