Qualitätsberichte deutscher Krankenhäuser enthalten typischerweise sehr viele Informationen zu der Art der durchgeführten Behandlungen, der Ausstattung und den Mitarbeitern. Sogar Informationen zum tariflichen Gehaltssystem sind abrufbar. Wenn es um die Qualität einzelner Behandlungen geht, stehen jedoch nur die Anzahl der durchgeführten Eingriffe und ausnahmsweise die Anzahl schwerer Komplikationen im "Kleingedruckten" bereit.
Als interessierter Patient ist man jedoch nicht nur an der bloßen Zahl des Eingriffs interessiert. Zumal es manchmal fragwürdig scheint, wie aus einer Operation mehrere Eingriffe werden. Es interessiert auch nicht so sehr, wie viele Patienten bei diesem Eingriff bereits "schwer verunglückt" sind. Denn normalerweise unterzieht man sich einer Operation weder, um Teil eines "bestseller"-Eingriffs zu werden. Noch sucht man eine Operation nach Komplikationsraten aus.
ACQUA Med hat seit 2017 ein System entwickelt, welches jede Operation erfasst und dabei die Erfolge den Misserfolgen gegenüber stellt. Dabei gibt es für jeden Eingriff festgelegte Erfolgskriterien, z.B. den Grad der Hörverbesserung bei einer Operation am Mittelohr. Oder der Grad der Verbesserung des Luftstroms nach einer Operation an der Nasenscheidewand. Oder die Angaben des Patienten in einem wissenschaftlich-validierten Symptomscore nach einer Nasennebenhöhlenoperation. Auch die irregulären Ereignisse lassen sich genau erfassen. In drei IE-Klassen werden auch solche Abweichungen erfasst, die der Patient gar nicht bemerkt hat, die aber zu einem Problem hätten führen können. Und natürlich werden Komplikationen (Unfälle) besonders gewichtet und ausgewiesen. So entsteht ein Erfolgs/Risikoindex, der dem Patienten wirklich helfen kann, die Chancen auf das gewünschte Operationsergebnis und gleichzeitig das (meist sehr geringe) Risiko einzuschätzen.
Dieser Bericht ist auch einer der spannendsten Momente des Jahres für die Mitarbeiter des Operationsbereichs. Nicht selten kommt es zu überraschenden Einsichten und die meisten Innovationen beruhen inzwischen auf dem Ansporn dieser Zahlen. Auch wenn es für Ärzte und Chirurgen immer noch ungewöhnlich ist, sich auf diese Weise in die Karten schauen zu lassen: der Vorteil eines gesunden Wettbewerbs um Qualität lohnt sich für alle Beteiligte.
Gero Strauss, Prof.Dr.