Die Nasenschleimhaut steckt voller Informationen. Wie gut ist die Durchblutung? Sind genügend Schleimdrüsen vorhanden? Wie sieht es mit den besonders empfindlichen serösen Drüsen aus, die den dünnflüssigen Anteil des Schleims produzieren? Ist die Schleimhaut genügend mit Gewebewasser versorgt? Ist das Gefäßbild harmonisch?
Diese und noch viel mehr Informationen kann der Untersucher bei einem Blick mit dem Endoskop erkennen. Um die Informationen zu sortieren, haben wir in den vergangenen Jahren den Mucosa-Score entwickelt. Mit Werten zwischen 0 (optimal) und 25 (schwere Schädigung) kann das optische Bild der Schleimhaut zusammengefasst werden.
Die Beurteilung durch den menschlichen Untersucher bleibt trotzdem fehleranfällig. Nach 30 Untersuchungen am Tag ist es beispielsweise ganz natürlich, dass der Arzt nicht mehr so konzentriert ist und ihm bei der Beurteilung Fehler unterlaufen.
Deshalb setzen wir seit mehr als 2 Jahren auf Verfahren der Bildmustererkennung. Dabei lernt ein Computer durch Beobachtung der Entscheidungen von Ärzten, wie diese die Schleimhaut beurteilen. Nach Hunderten von solchen Bildern und Mucosascores kann das Programm dann eigene Klassifikationen vornehmen. Diese werden anfangs sämtlich durch den Arzt kontrolliert, bis sich dieser nach und nach auf das Ergebnis verlassen kann. Die Genauigkeit der Klassifikation ist nämlich in der Kontrolle durch einen erfahrenen, ausgeruhten und motivierten menschlichen Gutachter bei mehr als 96%. Demgegenüber steht ein Korrekturbedarf bei der Klassifikation durch den Arzt in der normalen Sprechstunde von 37%. Das bedeutet, dass in den kleineren Gruppen von Patienten bereits zu Beginn des Einsatzes der Technologie die Maschine zu 96% richtig und der Mensch nur zu 63% richtig bewertet.
Auf der Grundlage dieser vielversprechenden Ergebnisse setzen wir Bildmusteranalysen regelmäßig in der Nase, aber auch am Trommelfell, den Stimmlippen und im Rachen ein. Dabei soll der Computer nicht alleine klassifizieren, er kann jedoch ein wichtiger Partner für den Mediziner sein und ihn gleichzeitig um monotone und fehlerbehaftete Arbeiten erleichtern. Tatsächlich öffnen diese Verfahren auch neue Möglichkeiten in der Telemedizin. So können erste Einschätzungen, z.B. zur Art des Nasensekrets oder der geröteten Gaumenmandeln zukünftig auch ohne Arzt erledigt werden. Die sichere Beurteilung von Haut und deren krebsverdächtigen Arealen oder die Auswertung von Röntgen-Untersuchungen der Brust mit dem Computer lassen noch viel Potential für die zukünftige Anwendung von Computer-Aided-Diagnosis vermuten.